Bayburt – Agri – Igdir – Ararat
Was zuerst war
Da ich keine Lust hatte auf dem Weg nach Bayburt einen Riesenumweg zurück über Trabzon zu machen stellte ich mein Navi so ein, dass es auch unbefestigte Straßen zur Routenplanung zulässt. Und es fand auch eine Route, die nur 60 km lang war, statt der 270 km über Trabzon. Viel schlimmer konnte es ja nicht kommen, ich war ja schon auf einer Schotterstraße. Aber erstens kommt es anders… Also bin ich an diesem Morgen meinem Navi folgend immer weiter berauf gefahren. Die Schotterpisten verwandelten sich dann in steinige Wege, wie man sie teilweise auch in den Alpen als Wanderwege findet. Aber hier waren eindeutig schon mal Autos hergefahren, man sah ab und an Reifenspuren. Die Landschaft wurde immer überwältigender, zwischendurch immer wieder kleinere Ansammlungen von Hütten. Doch irgendwann zeigte mein Navi meine Kutsche auf Gelände ohne eingezeichnete Wege an. Ich war also irgendwo falsch abgebogen. Was nun? Da kam in der nächsten Hüttensiedlung Rettung in Form von zwei uralten türkischen Bergbauern nebst Bäuerin. Ich wies in die Richtung des Weges, in die in gerade fuhr und fragte: „Bayburt?“ Der eine Bauer verdrehte die Augen und nach einer kurzen Diskussion mit den anderen wies er auf eine Piste, die man mehrere Kilometer entfernt sich um einen Bergrücken winden sah. „Bayburt!“ rief er. Ok, also dort ging der richtige Weg entlang. Also bedankt, übrigens trotz der Sprachschwierigkeiten unheimlich freundlich die Leute hier, an der nächsten Abzweigung gewendet und dann wieder zwei, drei Kilometer ins Tal zurück. Und dort war dann auch tatsächlich die Abzweigung, die ich wohl verpasst hatte. Nun also wieder auf dem richtigen Pfad fuhr ich also weiter bergauf und nachdem ich in etwa den höchsten Punkt erreicht hatte, gönnte ich mir erst einmal eine Kaffeepause. Irgendwann tauchte dann auch wieder ein handgemaltes Schild Richtung Bayburt auf. Zwischendurch kam mir dann noch ein Wagen mit drei wohlgelaunten Türken entgegen. Als sie auf meiner Höhe waren, öffneten wir die Fenster und sie wünschten mir soetwas wie „Salam aleikum“ Ich versuchte zurückzugrüßen und nachdem ich mit Händen und Füßen klargemacht hatte, dass ich „Alemann“ sei und nach Bayburt wolle, wünschten sie mir wohl eine gute Weiterfahrt. Nette Leute hier oben…
Irgendwann kam ich dann tatsächlich wieder auf asphaltierte Straßen, hatte rund zweihundert Kilometer Strecke, aber sicherlich keine Zeit gespart, dafür aber umwerfende Landschaften gesehen. An dieser Stelle muss ich mal meine rote Kutsche loben, die diese Marterstrecke heute ohne zu murren mitgemacht hat und wie am Schnürchen läuft. Ich hab ihr dann auch versprochen, dass ich sie quasi als Gegenleistung bei nächster Gelegenheit mal ordentlich wasche 😉
Bayburt
Die nächste Station unserer Reisegruppe ist Bayburt am Fluss Coruh. Hier genießen sie das erste Mal die Sicherheit und Gastlichkeit innerhalb des Judenviertels, die reisende Juden verpflegen und beherbergen, da dies wohl üblicher Brauch zu jener Zeit war.
Die Garnisonsstadt Bayburt lag an der Seidenstraße und wurde von vielen Völkern beherrscht. Eine historische Sehenswürdigkeit aus dem 10. Jahrhundert ist die Burg Bayburt Kalesi. Sie liegt innerhalb der Stadt auf einem steilen Felsvorsprung oberhalb des Çoruh. Der heutige Bau ist eine osmanische Festung mit seldschukischem Vorgängerbau: Die Umfassungsmauer wurde durch die türkische Antikenverwaltung restauriert. Von hier oben hat man eine guten Überblick über Bayburt und den Fluß Coruh. Ob dieser übrigens immer noch salzig ist, wie vor 1000 Jahren, wage ich zu bezweifeln 😉
Agri
Als nächstes kommen Rob und seine Gefährten nach Karakose, wohl das heutige Agri. Er berichtet davon, dass die jüdische Siedlung unterhalb einer siebeneckigen Burg liegt, die von den dort lebenden Juden mit Lebensmitteln versorgt wird. Im Gegenzug genießen sie den Schutz des mächtigen Kriegsherren Ali al-Hamid. Trotzdem sind sie froh den Ort am nächsten Morgen wieder zu verlassen, das sie nicht gern von der Willkür eines einzigen Mannes abhängen.
Ağrı (kurdisch Agirî) ist heute eine türkische Stadt in der Region Ostanatolien und hat 107.839 Einwohner. Sie ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Ağrı. Im Gegensatz zu vielen anderen Städten, die ich bisher besucht habe, werden weder in der Wikipedia irgendwelche Sehenswürdigkeiten aufgelistet, noch findet mein Navi in der Umgebung irgendetwas Sehenswertes. Ich habe allerdings zufällig ein paar Ortschaften vorher die folgende Burg auf einem Hügel gesehen, auf die in etwa die Beschreibung aus Robs Geschichte zutreffen könnte.
Igdir
An einem Freitagmorgen erreichen sie das kleine Bergdorf Igdir. Sie bleiben dort einen zusätzlichen Tag und stopfen sich mit dem dort angebauten Obst, speziell schwarzen Kirschen und kandierten Quitten voll. Als sie Igdir verlassen, macht der mitreisende Arieh die Bemerkung, dass sie sich nicht weit vom Berg Ararat befinden. Und Rob stellt sich die Frage, was Noah wohl gedacht haben muss, als er dort die Arche verließ.
Igdir ist heute eine Stadt im äußersten Osten der Türkei, an der Grenze zu Armenien. Sie hat 81.162 Einwohner. Sie ist die Provinzhauptstadt der gleichnamigen Provinz Iğdır und liegt in der Talebene des Aras im Nordwesten des Ararat. Die Umgebung von Iğdır gehörte in urartäischer Zeit vermutlich zu Erekua. Aus dieser Zeit stammt ein Gräberfeld, das 1913 wenige Kilometer östlich an der Straße nach Markara freigelegt wurde. Ansonsten ist das heutige Igdir historisch gesehen ungefähr so interessant wie Gelsenkirchen ;-). Durch die vielen Male, dir Igdir in seiner Geschichte zu verschiedenen Ländern und Herrschaftsgebieten gehörte, verbunden mit einem dauernden Wechsel der Bevölkerungszusammensetzung, ist leider nichts historisch Interessantes übrig geblieben.
Was Igdir allerdings zu einer Besonderheit macht, ist seiner Lage direkt unterhalb des Berges Ararat. Er ist ein ruhender Vulkan im Ararathochland in Ostanatolien nahe der Grenze zu Armenien und dem Iran. Mit 5137 m über dem Meeresspiegel ist er der höchste Berg auf dem Gebiet der Türkei. Im Gebirge Ararat soll nach der Sintflut die Arche Noah gestrandet sein (Gen 8,4 ). Eine als „AraratAnomalie“ bezeichnete geologische Formation in Gipfelnähe wurde im 20. Jahrhundert durch Luftaufnahmen bekannt und nährte Spekulationen um Überreste der biblischen Arche Noah.
Abgesehen vom religiösen Hintergrund ist es schon ein bleibender Eindruck diesen majestätischen, auch im Sommer schneebedeckten Berg das erste Mal in der Ebene auftauchen zu sehen.
Was sonst noch war
Wenn man von der Schwarzmeerküste Richtung Ararat fährt, wandelt sich die Landschaft ständig. Erst ist es eine Landschaft, die wir Europäer auch gut in den Alpen vermutet würden. Dann wandelt sich aber zunehmend der Bewuchs, was erst Laub- und Nadelbäume waren, wird zunehmend steppenartig, nur niedriger Bewuchs teilweise mit Büschen durchsetzt. Die hohen steilen Berge werden immer abgeflachter, so dass sie teilweise wie riesige erstarrte Wellen wirken. Auch wenn die Städte heute teilweise nicht so sehenswert waren, die Landschaft ist es allemal.
gefahrene Strecke: 602 km – gesamt: 6964 km
Hallo, ob der gute alte Noah Dich seltsamen „Vogel“ auch mit auf die Arche genommen hätte???
Ich weiß ja nicht…;-)
Dein Immernoch-Lieblingsweib