Die lange Reise

Das unvermeidbare Selfie :-)
Das unvermeidbare Selfie 🙂

Für diejenigen, die mein Reisebericht interessiert, macht natürlich eine chronologische Abfolge mehr Sinn, als die übliche Sortierung in einem Blog. Deshalb hier noch einmal alle bisher erschienenen Artikel in zeitlicher Reihenfolge:

Sinop

Sinop hat über mehrere Jahrtausende eine bedeutende Rolle als Kultur- und Handelszentrum am Schwarzen Meer gespielt. Die ältesten Spuren menschlicher Besiedlung stammen aus der Bronzezeit. Archäologische Zeugnisse einer griechischen Besiedlung stammen aus dem 7. Jahrhundert vor Christus. Julius Caesar gründete im Jahre 46 v. Chr. eine Kolonie in Sinop.
Überall im Stadtgebiet von Sinop kann man heute noch Reste von Festungsanlagen aus der damaligen Zeit sehen.


Was sonst noch war
Nachdem ich mir heute Sinop angeschaut habe, nahm ich die Küstenautobahn Richtung Trabzon. Erst lief es prima, das erste Stück dieser Autobahn ist so neu, dass es nicht mal mein Navi kennt und ich laut ihm ein paar Mal durch das Wasser gefahren bin 😉 . Aber dann hörte dieser neue Teil auf und die Straße führte teilweise wieder durch Dörfer und Städte. Da heute Freitag, also der muslimische Sonntag ist, waren wohl auch unheimlich viele Sonntagsfahrer unterwegs. Fahren auf türkischen Straßen ist ja sowieso schon chaotisch, da jeder nach eigenem Gutdünken fährt, aber heute waren dann auch jede Menge „Idioten“ unterwegs 🙁 . So gab es dann auch zwei Unfälle auf der Strecke mit den dazugehörigen Staus. Deshalb habe ich mir heute relativ früh einen Campingplatz gesucht und werde morgen weiter Richtung Rize fahren.

gefahrene Strecke: 252 km gesamt: 5946 km

Pecs

Was zuerst war 😉

Heute morgen hatte ich dann wirklich einen Heidenspaß: (Was können eigentlich die Heiden dafür?)
Nachdem ich recht früh aufgestanden bin, in Ruhe gefrühstückt hatte, habe ich dann meine Sachen zusammengepackt. Als ich damit fertig war, wollte ich nur noch kurz zum Bezahlen an die Rezeption gehen. Also schloss ich mit Schwung die seitliche Schiebetür vom Auto und wunderte mich augenblicklich über das seltsame Geräusch, was die Tür dabei machte. Dann fiel mir ein, dass ich beim Aufräumen den Wagenschlüssel auf den Fahrersitz geworfen hatte, um ihn schnell wieder zu finden. Und noch dazu kam mir der Gedanke, dass ich den Wagen vorhin, als ich auf die Toilette ging, verriegelt hatte bis auf die seitliche Schiebetür. Ich lief also mehrfach um den Wagen, aber nichts da: Alle Türen waren zu. Und die Fenster auch, denn die hatte ich ja nachts wegen der verdammten Stechmücken verrammelt. Da stand ich also plötzlich ziemlich dumm da: Auto zu und Schlüssel im Wagen. Bin dann sofort zur Rezeption und der sehr hilfsbereiten jungen Dame fiel auch sofort jemand ein, der bei meinem Problem helfen könnte. Nachdem sie ihn dann nach etwa einer Stunde fortlaufender Telefonierei (trotz 24-Stunden-Notdienst 😉 ) endlich erreichte, versprach der Techniker auch in etwa einer weiteren Stunde da zu sein. Puuuh… also der Tag doch noch gerettet. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass die ungarischen Stunden irgendwie ungefähr doppelt so lang sind wie unsere. Also erschien der Mann nach gut zwei Stunden, probierte es erst erfolglos mit einer Art speziellen Dietrich und wandte dann eine andere Technik an und siehe da: Nach 10 Minuten Arbeit war die rote Kutsche offen und nicht der kleinste Kratzer daran zu sehen ( Ich verrate jetzt nicht, wie er das getan hat; ich will ja keinen auf dumme Gedanken bringen 🙂 ) Für diese Heldentat verlangte der gute Mann dann 100 Euro, die ich ihm auch bereitwillig zahlte. Denn da zeigte sich mal wieder, dass es nicht darauf ankommt wie lange man für eine Arbeit braucht, sondern das man das nötige Wissen hat. Für alle die mal ähnliche Probleme haben, hier die Visitenkarte des guten Mannes 😉
visitenkarte

Pecs
Pécs ist eine der ältesten Städte Ungarns und war bereits zu vorgeschichtlicher Zeit ein Siedlungsort. Zur Zeit der römischen Herrschaft war die Stadt unter dem Namen Sopianae seit dem dritten Jahrhundert eine bedeutende Stadt der Provinz Pannonien. Später hieß sie (lat.) Quinque Ecclesiae („fünf Kirchen“), woraus sich ihr späterer deutscher Name Fünfkirchen herleitet. Pécs liegt am Fuße des Mecsek-Gebirges nahe der kroatischen Grenze und die zahlreichen Baudenkmäler verleihen dem Ort eine mediterrane Atmosphäre.

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Eine Sehenswürdigkeit in Pecs ist die Kathedrale St. Peter und Paul aus dem 11.Jahrhundert (umgebaut im 19. Jahrhundert mit Ausmalungen des deutschen Malers Karl Christian Andreae). Die Grundmauern der heutigen Unterkirche des Doms von Pécs stammen aus spätrömischer Zeit. Sie gehen auf das Ende des 4. Jahrhunderts zurück. Da die Kirche an einer wichtigen Römerstraße liegt, hätte die Karawane sie auf dem Weg nach Novi Sad bestimmt gesehen. Eine Besonderheit im Innenraum ist der Altar, den ich in einer solchen Form bisher in noch keiner anderen Kirche gesehen habe.
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Was sonst noch war
Für die Nacht hatte ich mir aus dem ADAC-Campingführer den Davodi Campingplatz ausgesucht. Er hat laut ADAC eine recht gute Ausstattung und ich zweifelte im ersten Moment, ob er nicht vielleicht zu nobel für mich und die rote Kutsche wäre, da er Teil einer Freizeitanlage mit Hotel und Thermalbad sein sollte. Die erste Überraschung hatte ich dann in Mohacs. Laut Navigerät fuhr ich auf die Donau zu und die Symbole auf den Verkehrsschildern sahen schon irgendwie seltsam aus. Und plötzlich stand ich vor einer Fähre. Also schnell ein Ticket gelöst und so überquerten die rote Kutsche und ich die Donau tatsächlich auf einem Schiff 🙂 .

Die rote Kutsche auf der Fähre über die Donau
Die rote Kutsche auf der Fähre über die Donau

Als ich von der Fähre kam, fiel mir die nächste Besonderheit auf: Das Navigationsgerät gab als nächstes Abbiegeziel nur „Straße“ an, also ohne irgendeinen Namen. Und so fuhr ich also etwa 20 km auf einer Landstraße, die erst zwei- dann einspurig und immer ruppiger wurde. Die Straße in die ich abbiegen sollte entpuppte sich als geschotterter Feldweg. Hmm… kann nicht sein, dachte ich mir, aber die nächstmögliche „Straße“ in die Richtung sah genauso aus. Also hoppelten die Kutsche und ich darüber und nach etwa einem Kilometer standen wir dann tatsächlich vor dem Campingplatz. Ein Areal etwa zweimal so groß wie ein Fußballfeld. Mit mir campten hier noch ganze drei Wohnwagen und nebenan schien ein kleines Freibad zu liegen. Das laut ADAC versprochene WLAN gab es nicht, aber dafür wenigstens eine Waschmaschine. Und so habe ich eine absolut ruhige Nacht „irgendwo im Nirgendwo“ verbracht 🙂

gefahrene Strecke: 249 km gesamt: 3348 km

Metz – Straßburg

Verdun
hier hatte ich heute übernachtet

Metz
Die nächste Station auf der Römerstraße ist Metz. Metz, dessen alter keltisch-lateinischer Name Divodurum (Götterburg) lautet, wurde in der spätrömischen Zeit nach dem dort siedelnden Keltenstamm Mediomatricum (in der hochmittelalterlichen Form Mettis oder Metis) benannt.
Die Keltensiedlung wurde 52 v. Chr. von den Römern erobert und entwickelte sich – an der wichtigen Kreuzung der Straßen nach Reims, Lyon, Trier, Straßburg und Mainz gelegen – zu einer der größten Städte Galliens. Im 2. Jahrhundert hatte die Stadt 40.000 Einwohner und war somit größer als Lutetia (Paris).
Bereits im 9. Jahrhundert zählte die Stadt Metz 39 Kirchen und Kapellen und zahlreiche Klöster und Stifte. Die ehemalige römische Basilika Saint-Pierre-aux-Nonnains gilt als die älteste Kirche Frankreichs.

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Sehr beeindruckend ist auch die Kathedrale Saint-Étienne in Metz. Sie wurde zwischen 1220 und 1520 im Stil der Gotik errichtet und gilt als eines der schönsten und größten gotischen Kirchengebäude in Frankreich. Mit mehr als 41 Meter Gewölbehöhe ist sie nach Amiens und Beauvais die dritthöchste gotische Kathedrale; die Fläche ihrer Glasmalereien ist mit etwa 6500 m² die größte in einer französischen Kathedrale.

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Straßburg
Nach Straßburg ziehen Rob und Charbonneau um dort Charbonneauss Bruder und dessen Familie zu besuchen. Rob berichtet, dass ihm der Bau der Kathedrale dort auffällt, die seiner Meinung nach Straßburgs breite Straßen und stattliche Häuser übertreffen würde, wenn sie denn erst fertig würde. Das Straßburger Münster, so wie wir es heute bestaunen können,  wurde 1176 bis 1439 aus rosa Vogesensandstein an der Stelle eines abgebrannten Vorgängerbaus aus den Jahren 1015 bis 1028 errichtet, der seinerseits ein 1007 abgebranntes Gotteshaus aus karolingischer Zeit ersetzt hatte. Von mindestens 1647 bis 1874 war das Münster mit seinem 142 Meter hohen Nordturm das höchste Bauwerk der Menschheit und das höchste im Mittelalter vollendete Gebäude.

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Das Straßburger Münster ist leider touristisch voll erschlossen, wie man auf dem Panorama sieht. Nichtsdestotrotz lohnt sich ein Besuch sicher. In einem Seitenschiff habe ich z.B. die folgende sehr interessante Uhr gesehen:Uhr Straßburger Münster
Besonders hat mich folgendes Detail erstaunt 😉
Mechanische Computer
Aufgrund der Komplexität der Uhr, darf man das Uhrwerk durchaus als mechanischen Computer bezeichnen.

Auf dem Rückweg zu meiner roten Kutsche bin ich dann noch an dieser Bäckerei vorbeigekommen. Ob Etienne Charbonneau wohl seinen Bruder und Rob gerade zum Rhein bringt? 😉

Etienn Charbonneaus Bäckerei?
Etienne Charbonneaus Bäckerei?

Nun geht es weiter Richtung Augsburg. Kommt man aus der relativ offenen Landschaft Frankreichs, dann kann man schon verstehen, dass eine Gegend wie der Schwarzwald mit seinen hohen Fichten- und Tannenwäldern, den man jetzt durchqueren muss, schon recht bedrohlich wirken kann. Das Dorf Entburg, wo Rob und Charbonneau von Straßenräubern überfallen werden, ist leider nicht aufzufinden.

Der Schwarzwald mit seinen hohen Fichten- und Tannenwäldern
Der Schwarzwald mit seinen hohen Fichten- und Tannenwäldern

Altenmünster
In Altenmünster bei Augsburg habe ich dann einen ganz netten Wohnmobilstellplatz gefunden auf dem ich übernachtet habe und endlich mal wieder Duschen konnte. Dabei musste ich feststellen: Wir sind ganz schön verwöhnt.

Gefahrene Strecke: 522 km gesamt: 1720 km

Anreise nach London

Nachdem ich morgens die letzten Impfungen bekommen hatte, machte ich mich also auf den Weg nach London. Da der Fährhafen in Calais momentan umgebaut wird, wurde meine gebuchte Fähre kurzfristig nach Dünkirchen verlegt. Dort gut angekommen stellte ich mich in die übliche Schlange vor der Fähre an. Nach etwa 1 1/2 Stunden Wartezeit war ich dann endlich am Schalter und die junge Dame dort meinte, ich müsse erst ins Büro der Fährgesellschaft um da mein Ticket umzubuchen und mich dann von Neuem in die Warteschlange einzureihen. Hmm… vielleicht habe ich ein wenig böse geschaut, ich konnte sie auf alle Fälle recht schnell davon überzeugen, dass ich dies bestimmt nicht tun würde und schwuppdiwupp hatte ich mein Bordticket 😉

die Luxusherberge ;-)
die Luxusherberge 😉

Die Überfahrt verlief sehr ruhig; in Dover angekommen fing allerdings das Übel an: Rechts ist links und links ist rechts… oder doch andersherum? Also echt ziemlich gruselig, wenn man noch nie auf der „verkehrten“ Seite Auto gefahren ist. Aber irgendwie schaffte ich es dann doch bis nach London in das noch kurzfristig von mir gebuchte Hostel. Das Gruseln ging weiter: Jede normale Jugendherberge ist dagegen eine Luxusherberge. Doch wie sagte mein Lieblingsweib: Du hast es ja so gewollt.

Ob sie wohl in der Kirche für den Fußballverein beten?
Ob sie wohl in der Kirche für den Fußballverein beten?

Am Abend bin ich dann noch ein wenig durch Westham, ein Londoner Vorort, gelaufen. Das ist schon ein sehr multikulturelles Viertel, noch mehr als ich es von Paris her kannte. Nicht schlimm, aber etwas ungewohnt, wenn man aus dem Sauerland kommt. Noch dazu läuft momentan der Ramadan, also sind nach Sonnenuntergang wahre Menschenmassen auf der Straße. Aber alles sehr friedlich, auch wenn es manchmal so scheint, als wäre man schon im Orient.
Irgendwie habe ich die Nacht in meiner Luxusherberge dann doch herum gebracht und konnte am nächsten Morgen sogar den Luxus einer echten Dusche genießen.

gefahrene Strecke: 585 km gesamt: 585 km

Der Plan

Vergleicht man Buch und Film, so fällt einem auf, dass der Film doch sehr weit von der Buchvorlage abweicht. Als Film ist er ein gut gemachter Abenteuerfilm, mit gewaltigen Bildern vor eindrucksvollen Kulissen. Meiner Meinung nach gehen aber leider viele Details des Buches verloren und die Änderungen in der Handlung und den Personen sind zu tiefgreifend.

Ich habe das Buch Der Medicus irgendwann in den neunziger Jahren das erste Mal gelesen und war sofort gefesselt von seinem Inhalt. Ich hatte das Gefühl, Teil eines Tatsachenberichtes zu sein, wenn auch der Autor Noah Gordon im Nachwort ausdrücklich erwähnt, dass große Teile des Buches zwar gut recherchiert sind, aber trotzdem im Endeffekt eher eine mittelalterliche Fantasiewelt beschreiben.

Nichtsdestotrotz holte im im Laufe der Jahre das Buch immer mal wieder aus meinem Bücherregal, las es erneut und war immer wieder davon begeistert. Jetzt, nachdem ich den Film gesehen habe, der zweifelsohne mit großartigen Schauspielern vor fantastischen Kulissen glänzt, holte ich das Buch natürlich wieder einmal heraus und begann es erneut zu lesen. Währenddessen und bei Gesprächen mit meiner Lebensgefährtin 😉 keimte bei mir eine Idee:

Wie wäre es wohl, wenn man die fiktive Reise des Rob Cole in der heutigen Zeit tatsächlich einmal nachvollziehen würde? Also sich auf Die lange Reise von London bis ins ferne Isfahan machen, das heute im Iran liegt? Würde man noch etwas von der Atmosphäre des fiktiven Titelhelden sehen oder spüren können? Wie sind die Menschen tatsächlich im Mittelalter über solche riesigen Strecken gereist, welche Wege nahmen sie und gibt es heute noch Spuren davon?

Dies werde ich versuchen herauszufinden, indem ich mich im Laufe diese Jahres auf die Reise machen werde und dabei hier im Blog darüber berichten.

Hallo Welt!

Meidān-e Emām (Platz des Imams)

Hier wird es bald um eine lange Reise gehen auf den Spuren des Medicus von London bis nach Isfahan 🙂

london_isfahan_route